Kili no Brasil

Monday, March 27, 2006

A compreensão do tempo

Mal etwas fuer die Bildung:
Es gibt hier generelle Unterschied in der Wahrnehmung der Zeit.
Da Puenktlichkeit in Deutschland ein wesentlicher kultureller core value ist (sowas lernt man bei firmeninternen interkulturellen Trainings...) prallen da natuerlich 2 Welten aufeinander!
Man macht dann haeufig den Fehler vorschnell zu urteilen...deswegen mal ein einfaches Beispiel:
Berlin im Januar 2006, minus 22 Grad Celsius, die Frisur sitzt.
Kilian geht zur Bushaltestelle nach dem Training/Kurs in der Firma. Der Bus ist gerade abgefahren, steht aber noch an der roten Ampel. Kilian stellt sich an die Tuer und winkt dem Busfahrer zu, der guckt und schuettelt den Kopf. Kilian stand da so 20 Sekunden und es waere ueberhaupt keine Behinderung gewesen ihn noch einsteigen zu lassen.
Warum hat der Busfahrer es nicht getan?


Weil er eine Vorschrift befolgt die besagt das Passagiere nur an Haltestellen einsteigen duerfen!

Was bewirkt das? Ist man zu spaet, darf man frieren...RICHTIG! Ich habe gefrohren...
Es bedeutet aber auch das der Bus seinen vorgeschriebenen Zeitplan einhaelt um mit seiner Versicherung keinen Stress bekommt, wenn ich beim Einsteigen ausrutsche und 4 Monate an nem Schaedelbruch laboriere...
Es muessen ferner nicht 30 weitere Passagiere an den naechsten Bushaltestellen frieren weil an jeder 2. Ecke jemand anderes einsteigen moechte und eben zu spaet dran war zur Haltestelle zu kommen.

Ergo, man braucht einen Fahrplan, eine Uhr und die Disziplin.

Wie laeuft das hier?


Wenn ein Bus kommt, Arm raus, einsteigen, bezahlen. Fahren bis man raus will, aussteigen (muss nicht zwingend eine Haltestelle sein).
Keiner weiss wann Busse fahren, sie kommen halt einfach. Niemand kann sagen wie lange der Bus genau faehrt, den es steigen ja manchmal zwischendurch Leute aus und ein. Geht nur grob zu kalkulieren.
Ein wirklich aeusserst flexibles System! Aber eben kein verlaessliches...

Ergo, man braucht Erfahrungswerte. Die hat man also gringo natuerlich nicht...
Versetze Dich jetzt in einem Brasilianer der bei -22 Grad von einem Busfahrer abgewiesen wird...Wenn der nicht erfriert nach 3 Minuten (das wuerde er!!!) dann wird er zumindest Deutschland als die furchtbarste Erfahrung seines Leben in Erinnerung behalten! Unfreundliche Menschen etc. pp.
Was kulturelle Unterschiede nicht alles bewirken koennen...Dabei versteht man sich einfach nur voellig falsch!
Das fuehrt mich dazu warum ich gerade Zeit habe zu schreiben...Ich warte naemlich seit 3 Tagen (in Worten DREI) darauf die Ergebnisse meiner mindestens ebenso langen Arbeit der Werksleitung zu praesentieren...Der Termin ist zwar nach mehrfacher Verschiebung heute um 16.00 Uhr fix, allerdings ist es bereits fast 17.00. Um 18.00 Uhr hab ich Unterricht, aber ich komme gerne nochmal wieder danach...so um 20:30!?!
Da bin ich beim Kern der Dinge.Unserem Zeitverstaendnis:
Ich darf hier mal die Wikipedia zitieren:

"In den westlichen Gesellschaften wird Zeit überwiegend als Ressource angesehen, die man verwalten (Zeitmanagement) und nutzen soll („Zeit ist Geld“, „Zeit verschwenden“). Es geht darum in möglichst wenig Zeit möglichst viel zu machen. Dadurch entsteht eine Art "Beschleunigung" des Lebens.

Zeitdruck und Zeitnot entstehen aus einem Zwang zur Koordinierung in einer Gesellschaft. Die "Beschleunigung" findet in fast allen Lebensbereichen statt (Fast Food, Hochgeschwindigkeitszüge). "

Ein Verabredung hier ist eine feine Sache, es herrscht aber ein komplett anderes Zeitverstaendnis hier, die sogenannte Ereigniszeit.
Die ist nicht so leicht zu verstehen wenn man damit nicht konfrontiert wird.
Allerdings gibt es mitlerweile einige Moeglichkeiten etwas mehr darueber zu erfahren und viell. ueber sein eigenes Zeitverstaendnis zu reflektieren.
Nachfolgender link fuehrt zu einem Interview das interessant sein duerfte.
Ereigniszeit besagt vor allem, dass ein Ereignis abgeschlossen sein muss bevor etwas neues begonnen werden kann.
Die Leitung hat also derzeit ein anders Thema das zunaechst abgeschlossen werden muss.
Es ist schwierig zu verstehen wenn man diesem Zeitverstaendnis nicht entspringt, hat aber auch Vorteile.
So werden Themen nicht einfach wieder fallengelassen nur weil der naechste Termin ansteht, sondern beendet.
Find ich eigentlich ganz hilfreich, nur leider muss ich diesmal warten.
Hier noch ein einfaches praktisches Beispiel:
Ich verabrede mich um 20:30 an Ort X um mit einem Kollegen etwas zu unternehmen. Ich bin natuerlich puenktlich und warte am Treffpunkt. Der Kollege kommt nach 35 Minuten und los gehts. Er musste sein Fahrrad noch reparieren...
Das waere in Deutschland eine grosse Geringschaetzung desjenigen gegenueber, der warten musste!
Zudem wueder ich denken, mein Kollege haette keine Disziplin um Termine einzuhalten, das er sein Wort bricht und eben unzuverlaessig ist.
Hier hab ich den Fehler gemacht! Ich haette mich anders verabreden muessen...Zeit ist eine Erfindung der Menschen und unendlich vorhanden. 35 Minuten sind nichts!!!
Besser waere gewesen zu sagen:
Wenn Du mit dem Reparieren fertig bist, komm zu mir. Man weiss zwar nicht genau wann das ist, aber man hat ja schliesslich auch keinen Terminstress .
Seite 16-18 geben einen sehr guten und kurzen Ueberblick ueber unterschiedliche Auffassungen der Zeit.
Ich habe hier zwar ein Handy, aber das benutze ich lediglich als Wecker. Ich nehme es nicht mal mit morgens.
Meinen Arm ziert keine Armbanduhr und alles funktioniert wirklich wunderbar.
Ich haette es nie gedacht, aber es stimmt wohl...All die vielen Dinge die uns Zeit einsparen sollen, sorgen lediglich dafuer das wir noch weniger Zeit haben und der Zeitdruck steigt!
Paradox...
Es ist ein schoenes Gefuehl wenn man der Sklaverei solcher Zeitfresser entrinnt.
Was wird passieren wenn Du Dein Handy eine Woche nicht anfasst und einfach ignorierst?
Es ist uebrigens einfach netter mal jemanden mit einem Besuch zu ueberraschen als einfach eine SMS zu schicken "was so los ist"...
Alles eine Frage des Zeitverstaendnisses...

no interior...


Ich hab dann mal einen kleinen Trip ins interior gemacht, genauer nach Batatais.
Eine für brasiliansche Verhaeltnisse winzige Stadt mit 15.000 Einwohnern ganz in der Nähe von Ribeirão Preto.
Ja, ich weiss, kennt eh kein Schwein! Egal...
Bin mit einem Freund dahin denn er war eingeladen bei seinen Freunden auf ein Geburstagsparty die am Freitag in einer barzinha begann und sich am Samstag auf einer kleinen Farm irgendwo im Nirgendwo zwischen Zuckerrohr- und Kaffefeldern ereignen sollte.
Ein churrasco der besonderen Art!
Logisch das reichlich gefeiert wurde...Boa gente.
Ich muss gestehen die brasilianische Gastfreundschaft ist herausragend!
Ein flammendes Beispiel für die Dinge die in Europa zu kurz kommen...

Tuesday, March 21, 2006

SP sightseeing


Endlich nach längere Zeit konnte das sightseeing in SP stattfinden...
Im historischen Stadtkern dieser Megametropole befinden sich viele Gebäude mit sehr alter Bausubstanz.
Leider nur allzuoft schon sehr verfallen oder ungepflegt.
Zu sehen gabs das Kloster, das Teatro Municipal, Mercado Municipal, catedral da sé etc. pp.
Bilder sagen mehr als 1000 Worte!





Thursday, March 09, 2006

formatura


Tja mal wieder eine Festlichkeit zu der sich ein Bericht lohnt.
Samstag war ich bei einer formatura eingeladen...Das ist eine sehr festliche sagen wir mal Examens- oder Diplomabschlussparty.
Alle sind sehr schick angezogen, die Damen natuerlich im schicksten Kleidchen. Die Herren tragen edle Anzuege.
Dann wird fuer einen Pauschalbetrag gespeist und gebechert was das Zeug haelt!
Dazu spielt, sofern nicht gerade der Absolventenwalzer laeuft, eine Band die ordentlich einheizt.
Und ich muss sagen, boa festa...
1) der beste Liveauftritt seit U2 *g*
2) super location, richtig schick
3) die wissen halt wie man feiert, die Brasilianer
Ach ja...junge Frauen in Kleidern sind ja auch nicht das Schlechteste!
Spass gehabt bis in die fruehen Morgenstunden...

carnaval no Rio de Janeiro


- oder die Gummibaerenbande auf Droge!
Wie soll man etwas beschreiben was man so noch nicht erlebt hat, es nicht ueberblicken konnte und nicht wirklich versteht?
Am besten mit umgangssprachlichen Ausdruecken wie "wow, uff, uiuiui, olala oder haumireinernebratpfanneueberdiebirnewasistdennhierlos"
Aber mal von Vorne...
Es sollte alles mit einer entspannten Busfahrt nach Tietê beginnen. Hatte mich fuer den Bus um 23:45 entschieden der dann aber nicht gefahren ist !?! Hatte wohl vergessen dass es sich um einen brasilianischen Fahrplan im Internet gehandelt hat. Wahrscheinlich wird der von der oertlichen Taxifahrergewerkschaft erstellt um gringos zu einer naechtlichen 50KM Taxifahrt zu zwingen...
Hab also die 3 Kinder meines Taxifahrers komplett ein Jahr alimentiert nur um meine Mitreisenden am Busbahnhof noch zu treffen bevor die ganze Bande im Bus nach Rio abhaut.
Dumm war das der Taxityp ein etwa 23,25 PS starkes "Taxi"-aehnliches Gefaehrt mit sagenhaften 60-80 Km/H ueber die Autobahn "gepeitscht" hat. Wollte an so mancher Steigung schon anbieten dass ich kurz aussteige und schiebe...
Alles noch kein Stress, nur hatte der keine Ahnung wo es zum Busbahnhof geht! Und sagt nichts der Arsch!
Der kurvte dann irgendwo rum bis ich dann gesagt habe er sollte doch wieder auf die Marginal zurueck und dahin fahren wo ich sage, eigentlich habe also ich den Busbahnhof gefunden. Bin schon etwas stolz auf mich...
Da der Bus um 1:00 Uhr abfahren sollte und ich um 0:50 am 2. groessten Busbahnhof der Welt ankam, hab ich also erst mal nen Sprint hingelegt Richtung Treffpunkt. Wurde allerdings vorher schon abgefangen, meine Reisekollegen luemmelten in der Vorhalle vor sich hin.
Der Bus sollte erst um 1:20 fahren (brasilianische 1:20...) und bei einem Bierchen sowie der Erkenntniss das alles schon wieder irgendwie geklappt hat ohne das man eigentlich weiss wie, viel der Stress ab und alles war ganz tranquillo...(aber was waere wohl passiert wenn ich an einem andern Eingang vorbeigekommen waere und am Treffpunkt niemand gewesen waere???)
Egal...
Jedanfalls kam der Bus morgens in Rio an und wir wurden auch prompt von einem oesterreichischem Exilanten und einem brasilianischem Freund in einem VW Bus, der etwa aus der Kreidezeit stammte, abgeholt und in unser Hotel gefahren. Der Sprung in den Pool mit Blick ueber die Stadt (naja, eben den Teil der Stadt und der Bucht der in unserem Blickfeld lag) sowie cerveja bem gelado entschaedigten schnell fuer die geschaetzen 55 Grad C im Businneren...Haette nicht gedacht das Luft mit 35 Grad durchaus erfrischende Wirkung haben koennte!
Dann gings los zum ersten bloco (so eine Art Umzug...). Ein bloco besteht eigentlich nur aus einer Ansammlung von Sambainstrumentspielern und ich glaube es gibt auch haufenweise Leute die einfach ne Trommel mitbringen und mitspielen!
Auf jeden Fall haben die den Rythmus ziemlich im Blut...Dieser bloco zieht dann mit viel zu vielen tanzenden Menschen drumrum durch irgendwelche Strassen. Das war so richtig echter carnaval und hat mir auch eigentlich am meisten Spass gemacht.
Abkuehlung gabs nur durch Leute die am Strassenrand ihre Haeuser hatten und mit Wasserschlaeuchen auf die Menge einspritzten...Natuerlich unter ordentlich Gejohle! Echt nur genial...
Dementsprechend verschwitzt, nass und ausgelaugt sind wir erstmal in den Pool und dann ins Bett gefallen um Schlaf nachzuholen.
Dummerweise habe alle den "wir gehen um 0:00 wieder los"- Termin verpennt...Sind dann verspaetet doch noch nach Lapa rein (ein Ausgehviertel 15 Minuten zu Fuss entfernt) und haben an so einigen Sambaparties teilgenommen. Irgendwann um 5:00 Uhr war dann Schluss. Ging ganz gut ab...
Sonntag war reserviert fuer Touri-Kram. Also ging es rauf auf den Zuckerhut um die atemberaubende Aussicht ueber die Stadt zu geniessen.
Ein echter Traum! Muss man mal gesehen haben...
Anschliessend ging es zum Entspannen zur Copacabana, aber ein Auge konnte ich irgendwie nicht zumachen *g*
Muss Mann mal gesehen haben!
Die Wellen waren der absolute Knaller, hat mich echt hin und wieder mal richtig aus den Socken gehauen. Oder war das der Caipi?
So stell ich mir ein Leben vor...
Zu den Strandansichten habe ich mal etwas in einem Buch gefunden, ich darf zitieren:
"Hier ist er, der Nationalheld. Wenn er vorbeischwingt, drehen sich die Köpfe, um einen Blick auf ihn zu werfen. Niemals außer Mode, immer im Focus des nationalen Interesses, der Schlagzeilen an den Kiosken – und der größte Blickfang am Strand: der bumbum..."

Die Rede ist vom weiblichen Hinterteil, dem Popo – das Statussymbol der Brasilianerin. Hier zählt nicht die Körbchengröße. Nein, hier am Strand von Ipanema - der Schönen und Reichen - zählt, was drunter ist unter dem hauchdünnen Canga, dem Stofftuch. Bunda nennt man ihn auch. Doch je nach Beschaffenheit erhält er von den kritischen Brasilianern einen eigenen Namen:

"... bundão (großes Exemplar), bundinha (klein), bunda redonda (runde Form), bunda dura (hart), bunda mole (weich und schlapp) oder bunda caída (herunterhängende Variante)..."

Abends ging es dann in ein Churrasceria, picanha naschen und Caipis vernichten. Leider habe wir dann den bloco nach Ipanema verpasst! Es gab einen dieser tropischen Regenfaelle so dass wir wieder zurueck sind in die Churrasceria und noch ne Runde Getraenke bestellt haben...
Als wir dann in Ipanema ankamen war der bloco schon vorbei und es waren halt ueberall die Leute am Entspannen.
Wir sind dann nach Lapa und haben da die Nacht zuende gefeiert...Bei den ersten Anzeichen des Sonnernaufgang ging es dann aber auch ins Bett.
Montag haben wir versucht wieder an einem bloco teilzunehmen, allerding wusste irgendwie keine wann und wo genau der sein sollte...Wir kamen erst an als er schon am Ziel war, aber die haben eh einfach weitergetrommelt! Also wurde schoen getanzt...der ganze Platz war voll mit Leuten die sich in der Mittagssonne amuesierten.
Abends dann der Touritrip zum sambódromo...Schon irre das Ding.
Um 21:00 Uhr beinnt die erste Schule, um 7:00 Uhr morgens die letzte.
Es gibt mehrere Ligen von Sambaschulen und nur die wirklich besten schaffen es bis ins sambódromo. Hier mal eine Liste von Schulen:
Jede Schule hat etwa 4.000 Taenzerinnen und Taenzer. Jedes Kostuem kosten bis zu 20.000 R$, der komplette etwa 1:15 Minuten dauernde Auftritt kostet ca 4 Mio US$. !!!
Da viele der Schulen zum Grossteil aus favelas stammen werden die Kostueme von Firmen gesponsert. Schon der Wahnsinn wenn man bedenkt das eine Familie aus einer favela mit dem Geldwert eines Kostuems wohl locker 1 Jahr leben kann...
Schon heftig, denn nach so einer Schule ist man natuerlich komplett ueberladen mit Eindruecken! Und wenn man sich dann 5 oder 6 ansieht ist das schon arg an der Belastungsgrenze.
Etwas nervig war allerdings, dass die ganze Tanzerei einer Schule immer zu EINEM Sambasong stattgefunden hat...Der wurde einfach immer wieder von vorne begonnen, denn schliesslich waren ja die Tanzschritte und die Aktionen auf den Wagen etc. pp. genau auf die Musik abgestimmt.
Spruch des Abends war dann:
"Wir haben die ganze Nacht getanzt und gefeiert, aber nur 6 Lieder gehoert!"
Am Dienstag sollte auch schon wieder die Rueckreise angetreten werden. Vorher waren wir uns aber alle einig wohin es die letzten Stunden gehen soll...COPACABANA!!!
Mein Fazit:
Carnaval no Rio ---> der Rest ist nur Fasching
Gehoert absolut aufgenommen in die Dinge die man im Leben erlebt/gemacht haben sollte...

Bilder kommen noch...